Drittes Werkstattgespräch muslimischer Bildungsträger: „Politische Bildung in muslimischer Trägerschaft“
Am 12. und 13. Juni 2021 fand das dritte Werkstattgespräch muslimisch-zivilgesellschaftlicher Träger im Gustav-Stresemann-Institut (GSI) in Bonn statt. Es war die erste Präsenzveranstaltung im Rahmen des Projekts seit Februar 2020. An dem gemeinsamen Wochenende wurde der Frage nachgegangen, wie politische Bildung in muslimischer Verantwortung gelingen kann: Warum bedarf es politischer Bildungsarbeit von Muslim*innen? Welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein und welche Chancen bietet das Feld den Trägern? Gibt es besondere (religiöse) Begründungszusammenhänge, die muslimisches Engagement im Bereich der politischen Bildung begünstigen? Zu welchen gesellschaftlichen Themen haben Muslim*innen Perspektiven aus dem Glauben anzubieten, wo sollten sie sich einmischen und welche Zielgruppen gilt es anzusprechen?
Am Samstagvormittag wurden die Teilnehmenden von Wilfried Klein, dem Geschäftsleiter des GSI, herzlich begrüßt und in die vielfältige Arbeit des Hauses eingeführt. Nach einer kurzen Rekapitulation der ersten beiden Werkstattgespräche, referierte Prof. Dr. Oliver Hidalgo, Lehrstuhlinhaber für Politikwissenschaft in Münster und Regensburg, einen Impulsvortrag über aktuelle Entwicklungen und Bedarfe im Themenfeld „Islam und Muslim*innen als Gegenstand der politischen Bildung“ sowie über Potenziale politischer Bildung in muslimischer Trägerschaft.
Der Nachmittag war im Wesentlichen von Gruppenarbeitsphasen – mit jeweils anschließender Zusammenführung im Plenum – geprägt. In einem ersten Workshop beschäftigten sich die Teilnehmenden mit der Frage, welches Menschenbild und Bildungsverständnis ihre Arbeit kennzeichnen und von welchem Gesellschafts- und Politikverständnis ihre Träger ausgehen. In diesem Zusammenhang wurden auch religiöse Denktraditionen als mögliche ideelle Ressource für politische Bildungsarbeit und zivilgesellschaftliches Engagement – im Horizont einer freiheitlich-demokratischen, offenen und pluralen Gesellschaft – ins Gespräch gebracht.
Der nachfolgende Workshop galt sodann dem wechselseitigen Verhältnis von politischer und religiöser Bildung, d.h. ihren Unterschieden und Berührungspunkten. Leitende Fragen waren dabei u.a., welche Rolle beiden zukommt, wo ihre jeweiligen Grenzen liegen, wie sie füreinander fruchtbar gemacht werden können und welche Schwierigkeiten ihre Vermischung mit sich bringen mag. Vier Kleingruppen sammelten Pro- und Contra-Argumente zu der These, dass politische Bildung Teil der religiösen Bildung sein könne und umgekehrt. Die Gruppenarbeit mündete in das Format zweier lebhaft gespielter Streitgespräche, welche jeweils von Prof. Hidalgo moderiert wurden. Abgerundet wurde der Seminartag von einem gemeinsamen Spaziergang entlang des Bonner „Wegs der Demokratie“.
Nach einem kurzen Wiedereinstieg zum Vortag folgte am Sonntagmorgen eine dritte Gruppenarbeitsphase, die sich der praktischen Grundlegung politischer Bildung in muslimischer Trägerschaft widmete. Die Teilnehmenden befassten sich hierzu mit Bedarfen und Voraussetzungen, aber auch mit Fragen zur Rolle des Glaubens für die eigene Arbeit oder zur Wahl der gesellschaftlich relevanten Themen, zu denen sich muslimische Akteur*innen einbringen wollen. In der nachfolgenden Plenumsrunde wurde zudem besprochen, welchen Mehrwert politische Bildung in muslimischer Trägerschaft haben mag und was ihre konkreten Aufgaben sein können. Nach einer abschließenden Feedback- und Reflexionsrunde endete das Wochenende mit einem gemeinsamen Mittagessen.
Die Präsenzveranstaltung bot im Vergleich zu den vorherigen digitalen Formaten auch verstärkt Gelegenheit zu informellem Austausch, besserem gegenseitigen Kennenlernen sowie zu Vernetzung im Allgemeinen. Vertreten waren dabei engagierte Personen aus den folgenden Vereinen: Aktionsbündnis muslimischer Frauen in Deutschland e. V. (AmF), Alhambra Gesellschaft e. V., ANqA – Verein für transkulturelle Bildung e. V., Deutsche Islam Akademie e. V. (DIA), Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e. V. (DMK), Die jungen Denker e. V. (DJD), Islamische Akademie NRW e. V. (IAN), Muslimisches Bildungswerk Erlangen e. V. (MBE) und Muslimisches Informations- und Kompetenzzentrum e. V. (MIK).